Aktuelles aus dem Begegnungs‐ und Beratungs‐Zentrum „lebensart“ e. V.

Liebe Freund*innen, sehr geehrte Menschen,

auch uns zwingt die Eindämmung des Corona-Virus weiterhin zu wesentlichen Einschränkungen unserer Angebote. Unsere Begegnungsstätte ist bis mindestens 20. April 2020 geschlossen, alle Gruppentreffen und Veranstaltungen fallen bis dahin aus. Es finden zudem keine persönlichen Beratungen vor Ort statt. Wir sind zu den Sprechzeiten, die aufgrund von Kurzarbeit angepasst wurden, telefonisch und darüber hinaus per E-Mail erreichbar. Wir bitten in dieser Zeit die Online-Kontaktmöglichkeiten, auch im Rahmen der Gruppen, verstärkt zu nutzen. Informationen über die Fortsetzung der persönlichen Begegnung werden über unsere Internetseite und Facebook bekannt gemacht.

Wir wünschen Gesundheit, gutes Meistern der Krise und liefern in diesem Newsletter Informationen, welche die Notwendigkeit unserer (hoffentlich bald wieder regulären) Angebote untermauern.

Herzliche Grüße vom Vorstand und Team des BBZ "lebensart" e. V.


7. Kinder- und Jugendbericht Sachsen-Anhalt: Akuter Handlungsbedarf zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt

Für den 7. Kinder- und Jugendbericht Sachsen-Anhalt wurden im Jahr 2018 über 2.000 junge Menschen befragt und ein umfangreicher Bericht von der Landesregierung erstellt. Der Landesjugendhilfeausschusses hat dazu Stellung genommen und die Regierung darauf erwidert. Nun ist der Bericht mit allen Dokumenten online nachzulesen. Er ergibt für lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Jugendliche und den Umgang mit geschlechtlich-sexueller Vielfalt klare Handlungsaufträge.

Zwei Prozent der befragten jungen Menschen gaben bei der Frage zum Geschlecht an, trans*, inter* oder queer* zu sein. Die sexuelle Orientierung der Befragten wurde nicht erhoben. 40 Prozent aller Befragten gab an, dass ihnen der Schutz der Rechte von LSBTIQ sehr wichtig und weiteren 29 Prozent eher wichtig ist. 31 Prozent (10 Personen) der Jugendlichen, die angaben, trans*, inter* oder queer* zu sein, stuften ihre eigene Gesundheit als schlecht bzw. weniger gut ein.

11 Prozent (123 Personen!) der befragten Jugendlichen gaben an, dass sie sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung bzw. geschlechtlichen Identität benachteiligt gefühlt haben. 31 Prozent (10 Personen) der Jugendlichen, die angaben, trans*, inter* oder queer* zu sein, stuften ihre eigene Gesundheit als schlecht bzw. weniger gut ein. 30 Prozent der Befragten (9 Personen) der trans*, inter* bwz. Queeren Jugendlichen, waren selbst Opfer von Gewalt geworden.

Eine Erklärung des BBZ "lebensart" e.V. zum Bericht findet sich hier.


Projekt-Broschüre „Passt nicht, gibt’s nicht ... typisch Halle“ erschienen

Das inzwischen abgeschlossene Projekt des BBZ "lebensart" e.V., welches im Rahmen des zweiten Gleichstellungsaktionsplans der Stadt Halle (Saale) gefördert wurde, soll einen aktiven Beitrag zum Aufbrechen der gesellschaftlich hartnäckig verankerten Rollenstereotype leisten. Wir wollen Mädchen und Jungen bestärken und helfen, unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen und Zuschreibungen zu selbstbestimmten und selbstbewussten Frauen und Männern heranzuwachsen.

Es braucht immer noch und immer wieder Aufklärung, Sichtbarkeit und Benennung von Missständen sowie Vorbilder, die ein Aufbrechen der eingeengten und starren Rollenbilder als Normalität vorleben. Einige dieser Vorbilder konnten wir für die nun vorliegende Broschüre gewinnen und sind sehr dankbar, dass sie sich mit ihren für ihr Geschlecht „ungewöhnlichen Hobby“ oder einen „untypischen Job“ vorstellen. Wir hoffen, dass wir mit der Broschüre dazu beitragen können, dass Hobbys und Jobs nicht mehr als geschlechtsuntypisch wahrgenommen werden, sondern alltäglich - so alltäglich, wie sie in der Gesellschaft vielerorts ausgeübt werden.


MDR.DE über transgeschlechtliche Menschen in Halle und Angebote zur Beratung/Bildung

Denise Stell (Studentin Multimedia und Autorschaft) beginnt ihrem Gastbeitrag "Du outest dich bei jeder Person - Der Alltag transgeschlechtlicher Menschen in Halle" im Internetangebot des Mitteldeutschen Rundfunk mit den Zeilen: „Bei Geburt wird ein Geschlecht zugeordnet - und das bestimmt eine Rolle im Leben. Für einige passt aber diese Zuordnung nicht. Deswegen müssen sie gegen Vorurteile und Diskriminierung kämpfen. Für MDR Sachsen-Anhalt hat sich Denise Stell mit Menschen in Halle getroffen, die täglich den gesellschaftlichen Widerstand erfahren, weil sie nicht im zugewiesenen Geschlecht leben."

Ausführlich wird in dem Beitrag auch über die Angebote des BBZ "lebensart" e.V. berichtet.


Robert-Koch-Institut: Größte gesundheitliche Bedrohung für LSBTIQ ist Diskriminierung

Das „Journal of Health Monitoring“ des Robert-Koch-Instituts veröffentlichte am 18.03.2020 den Beitrag „Die gesundheitliche Lage von lesbischen, schwulen, bisexuellen sowie trans- und intergeschlechtlichen Menschen“, für den internationale und deutsche Reviews, Metaanalysen und bevölkerungsbezogene Studien herangezogen wurden.

Zusammengefasst: Die gesundheitliche Situation von LSBTIQ ist immer noch enorm schwierig. So ist der riskante Konsum von legalen und illegalen Drogen sowie die Substanzabhängigkeit bei Lesben, Schwulen und bisexuellen Männern wesentlich höher als bei heterosexuellen Menschen. Psychische Krankheiten und Selbstmordversuche sind bei schwulen Männern viel häufiger. Bei trans- und intergeschlechtlichen Menschen sind die Ergebnisse der wenigen vorliegenden Daten erdrückend: 50% selbstverletzendes Verhalten, hohes Risiko für Depressionen und Suizide, über 50% Mobbing-Erfahrungen.

Die Autor*innen betonen: „Das Geschlecht beziehungsweise die sexuelle Orientierung selbst sind nicht ursächlich für höhere Prävalenzen von Depressivität und Suizidalität. Vielmehr sind mangelnde Akzeptanz, Diskriminierung und Gewalterfahrungen psychisch belastend und können zu Erkrankungen führen. Ein akzeptierendes und unterstützendes soziales Umfeld sowie die Verfügbarkeit von Peer-Beratungsstellen mit Informations-, Beratungs- und Vernetzungsangeboten können sich auf die Gesundheit von LSBTI-Personen förderlich auswirken. (…) Weiterhin gibt es viele Hinweise, dass die Gesundheitsversorgung noch nicht ausreichend an die Bedarfe von LSBTI-Personen angepasst ist und es häufig an Fachwissen und Sensibilisierung im Umgang mit LSBTI-spezifischen Gesundheitsthemen fehlt.“

Das BBZ „lebensart“ e.V. plant zum Thema eine Fachveranstaltung für Ende 2020.


Spendenkampagne: Akademie Waldschlösschen akut in Existenz bedroht

Die derzeitige Krise trifft einige Menschen, Personen- und Berufsgruppen sowie Organisationen besonders hart - wie zum Beispiel die Akademie Waldschlösschen. Durch nicht stattfindende Seminare brechen dem queeren Bildungshaus die Einnahmen weg. Vorstand Dr. Rainer Marbach schreibt auf der Homepage: "Uns fehlen derzeit 74.000 € für die nächsten zwei Monate. Trotz radikaler Kurzarbeit und teilweisem Lohnverzicht bleiben Fixkosten für notwendiges Kernpersonal und Unterhalt der Gebäude. Für viele von Euch/von Ihnen ist das Waldschlösschen ein wichtiger, lebensbegleitender Ort der Bildung und Begegnung. (…) Um die Akademie Waldschlösschen retten zu können, sind wir jetzt dringend auf Eure/Ihre Spenden angewiesen."


BBZ "lebensart" e.V. - Fachzentrum für geschlechtlich-sexuelle Identität

Veränderte Sprechzeiten seit 23.03.2020
Beratungsstelle für geschlechtlich-sexuelle Identität

• Montag 11 bis 17 Uhr (Ants Kiel), Achtung: Sprechzeit am 06.04.2020 entfällt!

• Dienstag 11 bis 14 Uhr, Donnerstag 14 bis 18 Uhr (Babett Jungblut)

• sowie nach vorheriger Vereinbarung

Gruppen des BBZ "lebensart" e.V. (mindestens bis 20.04. keine Gruppentreffen!)

• Jugendgruppe Queerulanten: jeden Montag ab 18 Uhr (Programm ab 19 Uhr) im BBZ "lebensart" e.V.

• Trans* und Inter*: jeden 2. Dienstag im Monat, 19 Uhr im BBZ "lebensart" e.V.

• Angehörigen-Gruppe von Trans*/Inter*: jeden 4. Dienstag im Monat, 19 Uhr im BBZ "lebensart" e.V.

• Queer + Glauben Halle (Saale): (Achtung Änderung) jeden 2. Mittwoch im Monat, 19 Uhr in Laurentius-Gemeinde (Breite Str. 29, Eingang über Laurentiusstraße)

• Stammtisch Polyamorie: jeden 3. Donnerstag im Monat, 19 Uhr im BBZ "lebensart" e.V.

• Cross-Dreams-Halle: jeden 3. Sonnabend im Monat, 19 Uhr im BBZ „lebensart“ e.V.

Offener Treff im BBZ "lebensart" e.V. (mindestens bis 20.04. kein offener Treff!)

• jeden 3. Freitag im Monat ab 19 Uhr: Offener Treff

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